TOPP, die Wette... Teil 7

Samstag am Nachmittag:

Nach dem sehr späten Frühstück – eigentlich handelte es sich ja um einen wirklich hervorragenden Brunch – zog man sich zurück. Chris ging ins Wohnzimmer und Irma ins Schlafzimmer. Sie wunderte sich ein wenig darüber, wieso er keinen Versuch machte, ihr an die Wäsche zu gehen. Aber vielleicht war es besser so, Anmachen war risikoreich, und man konnte der Verlierer sein.
Es war überhaupt seltsam, ihn so lange in ihrer Wohnung zu haben. Bis jetzt waren sie meistens in seiner Wohnung gewesen, irgendwie hatte sie es vermieden, ihn hier zu treffen. Möglicherweise wegen Exfreund Oliver. Denn wenn der einfach hereinplatzen würde mit seinem Wohnungsschlüssel und seinem ekligen Besitzdenken in Bezug auf sie, nicht auszudenken... Jedenfalls fand sie es mit Chris nicht unangenehm und auch nicht peinlich. Eigentlich war es richtig nett.
Die Ruhepause dauerte nicht lange, denn Chris kam energiegeladen ins Schlafzimmer und schlug vor, ein bisschen spazieren zu gehen. Darauf hatte Irma nur gewartet. Chris liebte es, hinaus in die Natur zu gehen, das wusste sie aus seinen Erzählungen – und nach ihrer ersten gemeinsamen Nacht hatte er sie ja auch ganz schön in der Gegend herumgeschleift... Wie auch immer, jedenfalls war das die Gelegenheit, um Plan B zu starten.
Sie regte also an, in den Städtischen Garten zu gehen. Dort kannte sie sich aus, und es würde ihr sogar Freude bereiten, Chris all die Plätze zu zeigen, an denen sie sich gerne aufhielt. Und natürlich war er damit einverstanden.
„Ich zieh’ mich nur schnell an“, meinte Irma und verschwand im Badezimmer. Sie schlüpfte in die aufregenden Dessous, die sie noch nie getragen hatte und streifte sich das selbst genähte elegante Kleid über. Es saß wie angegossen, betonte alle guten Seiten ihres Körpers, es war hell, bequem, passte gut zu dem mittlerweile sehr schwülen Wetter – und es war leicht aufzuknöpfen… Sie widerstand der Versuchung, Turnschuhe dazu anzuziehen und trug stattdessen die halbhohen Sandalen von gestern. Sie steckte sich das glatte dunkelbraune Haar lässig hoch, so dass ihr einige Strähnen in die Stirn und auf die Schulter fielen, und sie sah fast so aus wie Julia Roberts in Pretty Woman. Nicht so hübsch natürlich, aber doch recht anziehend, wie sie aus Erfahrung wusste. Und ihr Mund war schöner als der von Julia, wie sie fand.
Sie ging mit dem Telefon hinaus auf den Balkon, wo keiner sie hören konnte, wählte eine Nummer – und als jemand abnahm, sagte sie: „Okay, wir gehen jetzt los. Ich schätzte mal, in zwei bis drei Stunden kommen wir vorbei. Du wirst doch da sein?“ Sie lauschte in den Hörer, und die Antwort schien ihr zu gefallen. „Dann bis später, Süßer!“ sagte sie und konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.

Der Städtische Garten war das Überbleibsel einer ehemaligen Bundesgartenschau, er war teils total verwildert, teils recht gepflegt, und er bot viele lauschige Ecken zum Träumen und vielleicht zum... Na ja, Chris schien nicht sehr in Stimmung zu sein, er machte so einen abwesenden Eindruck. Was sollte man davon halten? Keine Ahnung, aber sie würde trotzdem den Tag genießen.
Irma stellte fest, dass die Leute sie anschauten. Die Frauen starrten natürlich Chris an. Ob er es wohl mitkriegte? Wenn ja, dann ließ er sich nichts anmerken, der arrogante Kerl!
Wo war sie? Ach ja, die Männer schauten sie heute ganz besonders intensiv und bewundernd an. Normalerweise fühlte sie sich wie eine unscheinbare Maus, wie eine Haselmaus – das Kichern steckte ihr immer noch in der Kehle – aber das neue Outfit machte unheimlich was her. Und sie fühlte sich heute zum erstenmal Chris ebenbürtig, was das Aussehen betraf.
In der großen Fensterscheibe eines Restaurants konnte man ihre Spiegelbilder sehen: Chris groß und sehnig mit seinem dunklem, etwas zu langen leicht gelockten Haar und der affigen weißen Strähne darin – und sie mit ihrer elegant wirkenden Hochsteckfrisur und ihrer wirklich guten Figur. Sie wirkte neben Chris fast wie ein Schulkind, obwohl sie immerhin stolze 172 Zentimeter groß war. Schulkind war gut... er würde wahrscheinlich Lehrer werden, hatte Biologe und Chemie studiert und arbeitete zur Zeit in einem Labor. Er war sechs Jahre älter als sie, er hatte mit absoluter Sicherheit wahnsinnig viel Erfahrung mit Frauen. Und das fand sie irgendwie nicht nett...

Sie zeigte ihm alles:
Das Kaninchengehege mit den Hoppelhasen, wie sie die Kaninchen bezeichnete. Und Chris musste über diesen Namen lachen.
Den Froschteich, der zur Zeit aussah wie die Ursuppe des Lebens, er quoll fast über von Froschlaich, und die Frösche quuaaarzten so laut, dass es eine helle Freude war.
Die Vogelkäfige an einer dunklen Stelle des Parks. Große unglücklich aussehende Eulen und Käuze hockten darin „Ich hab’ schon mal überlegt, sie zu befreien“, sagte Irma bedrückt. „Aber wo sollen sie hin? Sie sind doch schon hier geboren. Oder geschlüpft oder so...“
„Das ist eine Schweinerei“, meinte Chris dazu.
Die Sonnenterrasse, die überwuchert von duftendem Lavendel war und auf der sich hohe Gräser im Wind wiegten. Man hatte die Illusion, sich auf dem freien Lande zu befinden, und nur die in die Luft ragende Wand einer Messehalle zerstörte diesen Eindruck. „Manchmal sitze ich abends hier und mache mir Notizen für...“ Irma hörte auf zu reden, denn das war schon viel zu persönlich und hatte ihn auch gar nicht zu interessieren.
Chris sagte nichts, aber er fotografierte sie, als sie auf einer alten Holzbank saß und irgendwie verträumt in die Gegend guckte. „Nicht fotografieren!“ Sie wedelte mit der Hand vor seiner Digi herum. Aber er versuchte es trotzdem.
„Haselmäuse gibt es hier leider nicht“, sagte Irma schließlich, als sie alles durch hatte. „Und Haselmäuse sind gar keine Mäuse, ich glaube, sie gehören zu den Bilchen.“
„Da hast du recht, aber nur fast. Eine gibt es hier...“ sagte der Biologe Chris spöttisch lächelnd. Irma liebte dieses Lächeln, es war üblicherweise immer der Auftakt zu Intimitäten, aber im Moment lief überhaupt nix in der Art. Er verhielt sich irgendwie seltsam, fast so, als wollte er die Wette gar nicht gewinnen. Oder war das nur eine Finte von ihm? Vorsicht war geboten...
„Die größten Kritiker der Bilche sind selber wilche…“ fiel ihr ein.
Darüber musste Chris lachen, und er gab noch einen drauf: „Die größten Kritiker der Bilche sind selber Knilche.“
„Die sind nachtaktiv“, wusste Irma zu berichten.
„Wer, die Knilche?“
„Nein, die Bilche!“
Und daraufhin mussten sie beide lachen. Irma war aber nicht so richtig bei der Sache - obwohl sie normalerweise die Wortspielereien zwischen ihr und Chris liebte – denn sie musste an Plan B denken.
Plan B war unheimlich gut. Irma pflegte viele Freundschaften, und eine dieser Freundschaften war ein schwuler Typ, der in einem dieser Läden arbeitet, in denen gutgebaute Girls sich an gutgebauten stählernen Stangen vergnügten, um damit ein fast ausschließlich männliches Publikum zu vergnügen. Irma hatte sich mit ihrem schwulen Freund kurzgeschlossen und eine kleine Aufführung geplant. Und sie musste jetzt schon kichern, wenn sie nur dran dachte.

Ende Teil 7 © Iggy 2008

Mittlerweile ist es fertig, und es entwickelt sich zu einem ganzen Zyklus, zu lesen DORT>>>

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Was kann man auch groß von einer arrangierten Beziehung erwarten?


Alle meine blöden Romane sind übrigens H I E R

Holidays in Kampodia

ALLES FERTIG!
KAPITEL X - Ausschnitt:
Glaubsalz Version 17* abgekürzt auch GS17 genannt, ist eine neue revolutionäre Substanz, die es ermöglicht, Menschen auch gegen ihre ursprüngliche Meinung dauerhaft von einem anderen Glauben zu überzeugen.
Im Augenblick besitzt das GS17 noch eine Halbwertszeit von vier Jahren. Das bedeutet, dass sich nach vier Jahren die Hälfte des GS17 zersetzt hat und die verbliebene Hälfte nur noch eingeschränkt auf den Probanden einwirkt. Man arbeitet aber an einer gesteuerten Halbwertszeit des GS17.
Gedanken darüber, wie man eine breitere Öffentlichkeit mit dem GS17 erreichen kann, werden zur Zeit erörtert und diskutiert von einem wissenschaftlichen Expertenteam. Man denkt zum Beispiel an die Verbreitung des GS17 im Trinkwasser, um danach durch gezielte unterschwellige Werbung im TV die bestmöglichste und effektivste Wirkung zu erreichen.
Anwendungsbereiche: Im politischen, geschäftlichen, sowie auch im privaten Bereich.
Nebenwirkungen: Keine
Nachteile: Gewisse Kältegrade können die komplizierte molekulare Struktur des GS17 zerstören. Diese Gefahr kann aber vernachlässigt werden, weil die Überlebenschancen gering sind (eintretender Tod oder Fehlfunktion = 80%).
Fazit: GS17 wird kontinuierlich weiterentwickelt, zumal ein großer Bedarf danach besteht (Beispiel: Präsidentschafts- oder sonstige politische Wahlen)
Ein weiterer Bedarf besteht auch bei den großen Kirchen in diesen Zeiten der schwindenden Gläubigen. Der Vatikan hat schon großes Interesse signalisiert.
Unsere Geschäftspolitik ist erfolgreich, und unsere Devise hat sich bestätigt: Nur wer‘s glaubt, ist selig...
*Es besteht keine Ähnlichkeit mit dem harmlosen Abführmittel Glaubersalz.
(Auszug aus einem hochgeheimen Bulletin der FIRMA)

Fortsetzung folgt, aber nicht mehr in diesem Theater, sondern dort:
Was geschah und geschehen wird und fertig ist...

Recent Visitors... ist leider übern Jordan gegangen. Schade drum, es war schön zu sehen, wie die Welt bei mir vorbei schaute...

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