„Wenn Sie also demnächst aufhören“, sagt Abteilungsleiter Bödmann zu Frau Iggy, „dann setzen wir uns vorher zusammen, und Sie zeigen mir, wie Sie das mit dem Excel machen...“
„Okay“, sagt Frau Iggy. „Kein Problem...“
PS: Dazu muss gesagt werden: Frau Iggy macht allen möglichen Mist mit Excel und Paint, weil sie nichts Besseres zur Verfügung hat. Mit diesen primitiven Mitteln erstellt sie Druckvorlagen für Kataloge, macht Angebötchen mit Bildchen, Statistiken sowieso, behelligt Bödmann nicht mit Umsatzmeldungen, die auf den Server gewisser umsatzstarker Verbände geladen werden müssen, und macht blahblahblah, auch sonst noch einiges.
„Und Frau Weinlich kann dann auch zuschauen“, sagt Bödmann.
„Ja sicherlich“, sagt Frau Iggy und grinste sich einen. Frau Iggy versucht schon seit Jahren, Frau Weinlich für diese Sachen zu interessieren, aber Frau Weinlich hat ein Gehirn wie ein Sieb - und wohl auch nicht das Interesse dafür...
„Gut, dann machen wir das demnächst“, sagt Bödmann.
„Gut“, sagt Frau Iggy. „Aber nur, wenn Sie folgende Bedingungen erfüllen...“
„Ja watt denn?“ sagt Bödmann und guckt blöde.
„Sie müssen am Wochenende mindestens drei Stunden lang Solitär spielen, um sich mit der Maus vertraut zu machen.“ (Es ist nämlich eine Zumutung, Bödmann zuzusehen, wie er mit der Maus umgeht. Plump ist das, er fasst sie an, als hätte er ein Beil in der Hand, mit dem er Harakiri begehen wollte...)
„Hahahahahaha“, sagt Bödmann lachend.
Und Frau Iggy verspürt ein Gefühl, das sich manifestiert in dem Gedanken: „Die werden noch richtig weinen, wenn ich weg bin...“
Eigentlich sollte hier ein Foto stehen oder liegen, wie auch immer...
Aber wie man sieht, sieht man nix. Und genausoviel nix sieht man auf meinem alten Blog
PERMAFRUST, denn gewisse Bilder sind einfach verschwunden.
Wie das?
Vor ein paar Jahren habe ich das großzügige Angebot von AOL angenommen, sich pro E-mail-Adresse (und bei AOL kann man sieben haben) Webspace zu verschaffen, und zwar 20 MB pro Adresse. Ich hatte dann auch gleich eine kleine Homepage angelegt - und vor allem angefangen, Bilder fürs Blog Permafrust dort zu bunkern. Irgendwie geriet die Homepage und der Speicherplatz dann in Vergessenheit.
Bis ich eines Tages was hochladen wollte und es nicht mehr ging. Die Homepage konnte man zwar noch sehen, aber nicht mehr bearbeiten. Gut, dachte ich, immerhin sind die Bilder noch da...
Tja, die sind jetzt auch weg, mitsamt der Homepage.
Liebes AOL, vielen Dank für die umfassende Information!
(Iggy, verärgert - aber sie ist ja selber schuld)
Vor drei Monaten musste ich zu meinem Entsetzen feststellen, dass mein AXTRE-Markt sich unvermittelt in einen RIWI-Laden verwandelt hat. Blöde Metamorphose! Ich merkte es leider erst, als ich aus Versehen statt der TOP-Spaghetti andere käufte, welche sich beim Kochen äußerlich in totale Pampe verwandelten, aber innerlich noch beinhart waren.
Die Angestellten wurden für ein Jahr übernommen...
... Und erfuhr gestern, dass mein Königs-Supermarkt zum 31. Januar schließt. Nicht etwa, weil die Geschäfte schlecht gehen, neeeiin, der neue Vermieter will viel mehr Miete haben. Anscheinend lebt der Typ in einer Traumwelt, in der freie Ladenlokale Seltenheitswert besitzen und den Vermietern aus der Hand gerissen werden.
Die Angestellten werden schwerlich in einer Filiale unterkommen...

Jetzt weiß ich nicht, ob sich hinter dieser tollen Fassade wirklich ein Supermarkt verbirgt. die Chancen stehen schlecht. Und die Fielfalt vällt auch weg. MIST!
PS: Allmählich gehen mir die Bilder aus, ist ja auch kein Wunder, wenn man kaum noch neue macht.
11, 21, 22, 25, 40, 41
11, 22, 25, 26, 47, 49
Superzahl 3
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Das sind Zahlen, was?
Es überkam mich heute nachmittag, als ich im Pynne-Markt eine Summe von 11,11 Euro bezahlen musste. Das ist ein Zeichen, sagte der Kassierer.
Hmmmm, warum eigentlich nicht? Also steuerte ich die nächstbeste Lottoannahmestelle an und füllte einen Schein aus.
Kosten: 3,10 Euro.
Na ja, kann man gerade noch verkraften.
Und plötzlich erinnerte ich mich an das Jahr, als ich bei Febar mitspielte. Weiß auch nicht warum, war geblendet von der Aussicht auf tolle Quoten und auf Gewinnoptimierung. Aber während mein Arbeitskollege andauernd Gewinne einscheffelte, kam bei mir gar nix rum. Und ich habe bestimmt meiner Mitspielergruppe alle Chancen auf einen dicken Gewinn vermasselt, ich Unglückspilz...
Also habe ich das Glücksspiel aufgegeben. Bis auf heute...
Eines Tages wurde das weltweite Spinnennetz erfunden, und viele Leute fingen an, es zu nutzen. Nicht viel später wurden die Suchmaschinen erfunden. Es waren vollkommene Maschinen, denn sie konnten angeblich alle Fragen beantworten. Und Fragen hatte die Menschheit ja immer schon.
Und so standen die Leute Schlange. Man fragte nach Reppzeppzionen und was ein Stalker Anzug wäre, ob es die Chatterlinge leichter im Leben hätten, ob Räkelhöcke in Raupenform schwer zu räkeln wären, warum die Katzen Oropax fressen, ob man Lorbeeren aufräumen muss, wie ein Trampeltier sich wohl tarnt, ob Hunde den Bildschirm ablegen - und ob es jemanden gäbe, der Lorex-Uhren reparieren könnte (Hmmm, wenn ich einen wüsste, könnte ich damit reich werden...).
Alle diese Fragen waren natürlich für das leibliche Wohl des fragenden Individiums unerlässlich. Und die Maschinen bemühten sich auch redlich und gewissenhaft, alle diese Fragen zu beantworten
; meistens konnten sie das auch, aber in schweren Fällen gaben sie nur ungewisse Definitionen, führten die Suchenden wer weiß wo hin und verzettelten sich in vagen Andeutungen.
Aber dennoch suchten die Suchenden weiter.
Was sie nicht wussten war: Ihre Sucherei war so stromaufwändig, dass im Laufe von ein paar Jahren der Strombedarf des Planeten eine Schieflage erfuhr. Früher waren Industrie und private Kunden die größten Verbraucher von Energie gewesen, aber mittlerweile waren das die großen Suchmaschinen.
Und so kam es wie es kommen musste:
And wenn the engine died
we stood allone in the heat
an all the searching engines
forgot the name of their shit...
(Für
FLOR, der leider wie so viele nicht mehr im Bloggeschäft weilt...) Und ich habe ein Semikolon benutzt bei diesem nicht ganz ernst zu nehmenden Beitrag. Hurra!
das weiß der Kuckuck!

Ich weiß nur, was ICH gerade tue, nämlich die Küche renovieren.
Und ich weiß jetzt, dass Geschenkpapier als Tapete toll aussieht, aber
beschissen ganz schlecht zu kleben ist.
Dass ich besser ohne Mann tapezieren kann, das wusste ich schon vorher. Wer braucht schon so aufmunternde Sprüche wie: Wisch den Kleister ab, wisch ja den Kleister ab, wisch bloß den Kleister ab... Oder: Kommt da keine Tapete hin (bei der letzten Bahn)?
Jedenfalls klappte es alleine ganz vorzüglich, musikalisch untermalt von den
LAKAIEN. Und ich mach mal ein Bild, wenn's fertig ist.
Aber das kann dauern...
PS: Wollte eigentlich nur den Schnee konservieren, bevor er ganz verschwunden ist.
Oh,
SCHNEE!!!

So viel und so
hoch! Und ich muss arbeiten. Mist!
Keine Straßenbahn in Sicht, also laufen...
Hoppla, ist das glatt. Aber nichts gebrochen...
Auch kein Bus in Sicht. Taxi? Niente! Also ganze Strecke laufen.
Schätze mal 90 Minuten für die 7 Kilometer.
Northern Walking ohne Stöcke probieren? Ist gesund....
Sieht albern aus, und im Schnee verliert man's Gleichgewicht.
Wie auf der Loipe, bei Gegenverkehr muss einer in den Schnee.
Durchsage an einer Haltestelle:
Es kann zu Unregelmäßigkeiten beim Straßenbahnverkehr kommen.
Busse können bis zu zwei Stunden Verspätung haben.
Hahaha, Unregelmäßigkeiten ist gut...
Die Hälfte des Weges geschafft.
Guter Schnitt: keine dreiviertel Stunde.
Ttsssss, im feinen Stadtviertel ist nicht gefegt. Reiche Bonzen!
Anstrengend, im Tiefschnee einen endlosen Berg hochzustapfen.
Aber irgendwie dann geschafft.
Ziel erreicht in 85 Minuten und nur 30 Minuten zu spät.
Mal was anderes.
Man konnte den Hügel schon von weitem sehen, er erhob sich kurz hinter dem Ortsschild, und zwar auf der linken Seite. Er musste künstlichen Ursprungs sein, denn es gab in der Umgebung keine vergleichbaren Erhebungen.
Immer wenn sie in die kleine Stadt kam, schaute sie zu dem Hügel empor. Hoch oben sah man einen Zaun, der wohl eine Art Plattform umschloss.
„Was ist da oben?“, fragte sie neugierig. „Das hausen wirklich arme Leute“, sagte die Großmutter, und ihre Stimme klang ein wenig herablassend. „Es sind Zugereiste.“ Die Großmutter arbeitete zwar als Tagelöhnerin bei einem Bauern, aber ihre Vorfahren lebten schon seit Generationen im Dorf.
Trotz oder gerade wegen dieser spärlichen Auskünfte wurde sie immer neugieriger auf das, was auf dem Hügel war. Und sie hatte Glück, eine ihrer Sommerfreundinnen, wie sie die Mädchen im Dorf nannte, kannte die Leute, die dort lebten.
An einem leicht nebeligen Tag fuhr sie mit dieser Freundin in die kleine Stadt. Sie versteckten ihre Fahrräder im Gebüsch, und ihre Freundin ging zielsicher mit ihr zur Rückseite des Hügels. Der versteckte Pfad endete an einer rostigen Pforte, und ab da konnten sie die mit üppigem Wildkraut überwachsenen Stufen hochklettern, die in den Hügel eingelassen waren und wie eine steile gewundene Treppe nach oben führten.
Oben wehte ein milder, kaum wahrnehmbarer Wind, und die Sonne strahlte an einem tiefblauen Himmel. Die Luft atmete sich anders als unten, sie schmeckte würziger und reiner.
Die Plattform war nicht sehr groß. Hier kann man bestimmt nicht gut Federball spielen, der Ball würde ja dauernd hinunterfallen, dachte sie automatisch.
Eine niedrige Baracke kauerte in der Mitte der Plattform – es sah aus, als wollte sie sich am Boden festhalten – und davor stand im Gras ein alter grüner Metalltisch, umgeben von Holzstühlen. Und da saßen sie, und sie lächelten, als ob sie auf ihren Besuch gewartet hätten.
Karl und Maria, so hießen die beiden Leutchen, kamen ihr sehr alt vor. Sie waren bestimmt noch älter als die Großmutter, und sie sprachen anders als die Einheimischen. Aber sie waren furchtbar nett, und vor allem liebten sie sich, das konnte man deutlich sehen. Sie waren eingehüllt von ihrer Liebe, eine Art glänzender Nebel schien sie zu umgeben, und es war wunderschön anzusehen, wie zärtlich sie miteinander umgingen, trotz ihres hohen Alters. So etwas kannte sie von zu Hause nicht, ihre Eltern stritten sich meistens, und auch die Großmutter kam ihr manchmal wie eine harte verbitterte Frau vor. Aber dieser Ort strahlte Liebe und Zuneigung aus. Und dabei war es doch nur ein Hügel, gebaut aus Schutt und Erde.
Auch einen kleinen struppigen Hund gab es – und eine getigerte Katze. Die beiden verstanden sich prächtig, und die Katze war natürlich der Chef. Sie überließ ihrem Kumpel großzügig die Auseinandersetzungen mit den zwei weißen Ziegen, die auch auf dem Hügel lebten, aber diese Streitereien verliefen immer harmlos. Manchmal jagte der Hund die Ziegen fast bis an den Rand der Plattform, aber dann hielt er inne, als wüsste er, wie gefährlich das war. Und im Gegenzug stürmten die Ziegen auf ihn los, bis er jaulend wegrannte und Schutz unter dem Gartentisch suchte. Die Katze saß währenddessen in den Ästen des kleinen Apfelbaums und beobachtete die Sache interessiert.
Sie verbrachten viele Nachmittage auf dem Hügel, und Karl und Maria hießen sie immer herzlich willkommen. Sie bekamen zu essen und zu trinken. Es handelte sich zwar um bescheidene Mahlzeiten, Malzkaffee, ein wenig Brot, Ziegenbutter, aromatische Kräuter und als Nachtisch einen der Äpfel vom Apfelbaum, aber all das mundete ihnen fantastisch in der dünnen würzigen Luft, die keinerlei Geräusche von unten durchließ. Es war, als lebte man auf einer anderen Welt. Und obwohl diese Welt so winzig war – sie maß höchstens einhundertfünfzig Quadratmeter – gab es dort immer etwas zu entdecken, seltsam schöne Blumen und prächtige bunte Schmetterlinge.
Manchmal lagen sie auf einer Decke im Gras und stöberten in den alten Büchern, die Karl gehörten. Es waren seltsame Bücher, und die Fotos darin zeigten hohe tiefblaue Bäume vor lindgrünen Hügeln und einem rosenfarbenen Himmel. Karl sah ihnen jedes Mal traurig zu, wenn sie die Bilder betrachteten. Aber Maria lächelte, sie strich Karl über die Wange, als wollte sie ihn trösten und sagte zu ihm: „Alles vergeht, und alles bleibt.“
Sie mochte ja Recht haben, aber der Sommer blieb nicht, sondern verging immer viel zu schnell, und dann musste sie zurück in die Großstadt.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
An Weihnachten verbrachte sie die Ferien bei ihrer Großmutter. Irgendwann konnte sie sich von der Familienfeier loseisen, und sie fuhr mit dem Fahrrad los. Es lag kein Schnee, und es hatte den ganzen Tag über leicht genieselt. Der Regen war nicht so gütig wie Schnee, er verhüllte nichts und ließ alles trostlos und nackt aussehen.
Kurz hinter dem Ortsschild der kleinen Stadt erhob sich wie immer der Hügel geheimnisvoll und respekteinflößend. Aber anscheinend wirkte er nur auf sie so, denn die anderen Leute schauten nicht einmal hoch zu ihm. Sie hatten sich wohl an ihn gewöhnt. Aber sie würde sich nie an diesen Anblick gewöhnen, und sie war überaus gespannt darauf, wie es dort im Winter war.
Tatsächlich lag oben Schnee. Welch ein Wunder! Und der Schnee strahlte in einem blendenden bläulichen Weiß, wie sie es noch nie gesehen hatte. Das gab es in der Großstadt nicht, dort verlor der Schnee schon nach ein paar Stunden seine herrliche Unberührtheit – bezwungen von Streusalz und Gesetzen – und verwandelte sich in dreckigen Matsch.
„Da bist du ja. Maria hat schon auf dich gewartet. Und ich natürlich auch.“ Karl hielt ihr die Tür auf, und sie wunderte sich überhaupt nicht über seine Worte.
Es gab nur einen Raum in dieser Hütte, es gab nur Kerzenlicht, und die Wärme kam von dem Kaminofen in der Ecke. Brennendes Holz knisterte und versprühte Funken. Auf einem Sims über dem Ofen lag die Katze und schlief. Und vor dem Ofen lag der Hund und schlief auch, während seine Pfoten im Schlaf zuckten und er ab und zu tief aufschnaufte.
„Der Sommer ist schön“, erzählte Maria. Sie sah älter aus als vor ein paar Monaten. „Aber wir sind auch im Winter zufrieden.“ Sie stellte Kekse auf den alten grünen Metalltisch – im Sommer hatte er draußen vor der Baracke gestanden, sie besaßen wohl nur diesen einen Tisch, und auch die Stühle hatten sie hereingeholt. Aber trotz der kargen Möbel war es behaglich, und sie schwiegen eine Weile, während die Minuten oder Stunden einschläfernd vor sich hin tickten wie eine alte mechanische Wanduhr.
Karl erzählte von der Zeit, als er noch jung war. Manches verstand sie, vieles blieb unverständlich, genauso unverständlich wie die Bilder in seinen Büchern, aber trotzdem liebte sie es, ihm zuzuhören.
Bis Maria schließlich sagte: „Wir sollten jetzt die Ziegen füttern. Nimm ein paar Kekse mit.“
Sie sah, dass Hund und Katze aufgewacht waren. Sie reckten bedächtig ihre verschlafenen Glieder und kamen ihnen dann nach.
Hinter der Baracke befand sich ein Holzverschlag, er war an einer Seite offen – nur notdürftig abgedeckt mit einer Matte aus Filz.
Es ist bestimmt eisig kalt darin, denn die Sterne wärmen nicht sehr, dachte sie besorgt.
Aber es war nicht eisig kalt darin. Die beiden Ziegen ruhten auf einer dicken Lage Stroh, ihr Fell sah lang und puschelig aus, und sie machten nicht den Eindruck, als würden sie frieren.
„Gib ihnen ein paar Kekse“, sagte Maria. Sie selber hatte ein wenig trockenes Brot mitgebracht und hielt es den Ziegen hin. Die Ziegen fraßen bedächtig, sie bewegten ihre Unterkiefer langsam mahlend, egal ob sie jetzt Brot oder Kekse fraßen. Und sie streichelte die langen flachen Nasen der Ziegen und spürte das Leben unter ihrem dichten Fell.
Karl begann, auf einer Art Flöte zu spielen. Es war aber keine richtige Flöte, obwohl die Töne wunderschön klangen. Das fanden die Ziegen wohl auch, sie drängten sich zu Karl hin, sie schienen der Musik zu lauschen, und es sah aus, als ob sie auf etwas warteten. Der Hund und die Katze lehnten sich an Maria, sie beugte sich herab und streichelte die beiden.
Und alle schauten zum Himmel empor, wo ein besonders großer Stern funkelte. Es sah aus, als hätte er einen kleinen Schweif. Und auf einmal überkam sie der seltsame Gedanke, dass Karl versuchte, eine Verbindung mit ihm herzustellen, als versuchte er, diesen Stern zu erreichen...
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Als sie älter wurde und nicht mehr die Ferien im Dorf verbrachte, verwischten sich die Erinnerungen an den Hügel. Und manchmal kam es ihr vor, als hätte sie alles nur geträumt. Warum sollten da oben Leute leben, warum sollten sie sich der Mühe unterziehen, Lebensmittel, Holz, Tierfutter und vielleicht sogar Katzenstreu den Hügel hochzuschaffen. Es gab nur ein Loch von einem Klo, und Strom gab es wohl auch nicht. Jedenfalls kam ihr alles im nachhinein sehr unwirklich vor. Auch den großen funkelnden Stern mit dem Schweif hatte sie sich bestimmt nur eingebildet. Oder war in diesem Jahr ein Komet an der Erde vorbeigezogen? Sie schaute vorsichtshalber in ihrem Astronomiebuch nach, aber sie fand nichts. Jedenfalls war der Hügel seltsam. Einmal dachte sie sogar, er wäre ein Monolith – ein Steinbrocken wie Ayers Rock – der vielleicht vom Himmel gefallen war. Kam der Hügel von einer anderen Welt? Sie erinnerte sich an die fremden Blumen und Schmetterlinge. Waren Karl und Maria Außerirdische, die wie ET ihr Raumschiff verpasst hatten? Und vielleicht kam jedes Jahr zu Weihnachten das Mutterschiff vorbei und suchte nach den Schiffbrüchigen, aber die konnten keine Signale mehr senden. Oder die beiden gehörten einer Sekte an, die sich der Armut und der Liebe verschrieben hatte.
Alle diese Überlegungen waren ziemlich konfus, wurden immer seltener, und im Laufe der Jahre vergaß sie den Hügel.
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Nach langer Zeit ist sie wieder im Dorf, wieder einmal zur Weihnachtszeit. Und sie steht gerade vor einer großen Entscheidung. Es ist eine Entscheidung zwischen Egoismus und Liebe.
LIEBE... Und auf einmal kommt ihr der Hügel in den Sinn. Warum soll sie es nicht versuchen?
Tatsächlich gibt es ihn noch, den Hügel, er erhebt sich kurz hinter dem Ortsschild, und zwar auf der linken Seite. Der Weg ist auch noch da, und sie steigt ihn hoch.
Aber oben angekommen ist sie enttäuscht. Es gibt keine Baracke mehr, aus der sanfter Kerzenschein dringt, da ist nur noch ein Geröllhaufen. Und es gibt auch keinen Holzverschlag mehr, in dem weiße Ziegen liegen. Kein Hund, keine Katze. Sie steht in den Trümmern und fühlt sich enttäuscht und leer.
Aber dann auf einmal hört sie den Klang der Flöte, und alles ist wieder da, Karl und Maria, der Hund und die Katze, sogar die Kekse kann sie riechen und die Wärme des Ofens spüren. Natürlich ist das nur Einbildung, aber vielleicht ist es wirklicher als die wirkliche Welt.
„Alles vergeht, und alles bleibt.“ Sie hört Marias Stimme.
Sie geht aus der Wärme hinaus, draußen liegt blendend weißer Schnee, und ein besonders großer Stern mit einem Schweif funkelt am tiefschwarzen Himmel. Karl und Maria winken ihr von dort zu.
Sie lächelt und winkt zurück.
Dann macht sie sich auf den Heimweg, ohne einen Blick zurückzuwerfen. Sie hat sich gefunden, und sie weiß nun, was sie tun wird.