LEBEN-STERBEN

Samstag, 12. April 2008

Der Garten lag im Sterben.

Der Efeu hatte seine Altersform erreicht mit dicken faltigen Stämmen, die den noch jungen Baum eng umklammert hielten und ihn würgten. Oben an der Spitze trug er breite auswuchernde schwächliche Büsche, die leicht umknickten aber trotzdem Blüten trugen. Denn Efeu blüht erst, wenn er sehr alt ist.

Es ist dumm, dachte sie, wenn man in einem Garten alles auf eine Pflanze setzt. Nicht nur dumm, sondern ausgesprochen blöde. Denn auch die Ableger, die sie damals begeistert von dem Efeu gezogen hatte, waren genauso alt wie die Ursprungspflanze...

Sie selber lag wohl auch im Sterben. Als sie sich gerade im Spiegel betrachtet hatte, in dem ungewohnten Spätnachmittagslicht, das von draußen in das Badezimmer fiel, da hatte sie deutlich Falten an ihren Armen und an ihrem Hals gesehen, gnadenlos enthüllt von diesem Licht, gnadenlos enthüllt von ihrer Bewegung, als sie sich die Hände wusch.

Tsssss... Man kommt auf ziemlich blöde Gedanken, wenn man alten Efeu ausmisten muss. Was für eine knochenharte, öde und fingernägelverachtende DRECKSARBEIT !!!

Donnerstag, 20. September 2007

der stumme Schrei

Sie ging vor mir her, sie war üppig, ziemlich rothaarig aufgedonnert und bestimmt weit über vierzig, soweit ich das von halbhinten sehen konnte.
Sie hielt ein etwa achtjähriges Kind an der Hand. Das Kind lief seltsam, es sah aus, als versuchte ein O-beiniges Strichmännchen zu gehen. Es lief wie ... ein Skelett, denn die Beine waren irgendwie zu weit außen an der Hüfte angebracht.

Das machte mich neugierig, und ich war pervers genug, auf eine Gelegenheit zu lauern, um mir das Kind von vorne anzuschauen. Die hatte ich, die Gelegenheit, und ich wünschte, ich hätte sie nicht gehabt.

Das Kind, ein Mädchen, war anscheinend schwer körperlich behindert, es war nicht lieb aussehend wie ein Down-Syndrom-Kind, sondern hatte ein Gesicht, das nur unvollkommen ausgebildet war, und es sah verzerrt aus wie in dem Bild "der Schrei".
Es stieß seltsame lallende Laute aus, unartikulierte Laute, während es auf seinen Strichbeinen an der Hand der Mutter daherwankte.

Ich war... schockiert. Ich hatte nicht gedacht, dass es so etwas gibt. Noch gibt. Durchgefallen durch die Raster der Voruntersuchungen? Oder etwa gewollt?
Ich glaube, ich könnte das nicht, mit so einem Kind.
Es sah schwachsinnig aus. Es sah idiotisch aus.
Aber vielleicht war es wirklich nur körperlich behindert oder verhindert, denn die Vorstellung, dass in diesem Körper ein Wunsch steckte, ein Verlangen...

Was ist, wenn man schreien will, es aber nicht kann?

Montag, 10. September 2007

Pröbchen können Leben retten

"Meine Behandlung kostet doch saumäßig viel Geld", sagte meine Schwester zu ihrer Nichte, deren Mann (der Onkologe ist) sie chemomäßig behandelt.

"Das kannst du wohl sagen", meinte die Nichte. "Es kostet bestimmt ein paar tausend Euro..."

"Wirklich? Sag' mal, könnten da nicht ein paar Pröbchen dranhängen? Wenn ich sonst in der Apotheke was kaufe, kriege ich immer Pröbchen. Cremes, Hustenbonbons oder sowas..."

"Oh! Das tut mir jetzt leid, Daggi, aber wir haben die Pröbchen schon für was anderes verwendet."

"Ach nee! Und für was?"

"Für einen Hund..."

"Wie, für einen Hund!"

"Einen Cocker. Er ist ein halbes Jahr alt, und er hat Krebs. Und da dachten wir, man könnte ihm eine Chemo geben..."

"Ehrlich? Ich kann nicht mehr! Und hat es gewirkt."

"Ja. Alles ist verkapselt, er ist gesund, das hoffen wir jedenfalls..."

"Das ist... schön. Und es macht Hoffnung. Hat er seine Haare noch?"

"Nein, er ist ziemlich nackig..."

"Er kriegt bestimmt Locken, wenn die Haare nachwachsen, und dann sieht er aus wie ein Pudel..."


PS: Auch bei meiner Schwester hat die Chemo gut angeschlagen. Und mit diesem Hund fühlt sie sich irgendwie verbunden, warum weiß keiner...

Samstag, 18. August 2007

Die Krankheit

Bis jetzt merkt man noch nicht viel.
Und ich erzähle nicht allen Leuten davon, nur bestimmten. Warum? Weil ich dann immer weinen muss, und ich habe keine Lust mehr zu weinen. Die Haare sind natürlich weg, aber die Perücke, die ich mir beizeiten angeschafft habe, sieht gut aus. Viele Leute sagen mir, dass ich noch nie so gut ausgesehen hätte. Das tröstet mich ein wenig.

Mein Arzt hat gesagt: Drei Monate plus sehr viel länger, falls die Chemo anschlagen sollte... Drei Monate sind sehr lang. Wenn ich daran denke, wie lang drei Monate als Kind für mich waren... Es ist alles fast normal. Aber nur fast. Im Hintergrund lauert das unsagbare, ich verdränge es vorerst... Manchmal habe ich fürchterliche Schmerzen nach der Chemo, und manchmal fühle ich mich blendend.

Als meine "Mutter" hier war, hat sie gar nichts gesagt. Und ich habe auch nichts gesagt. Manchmal frage ich, warum diese Leute mich adoptiert haben. Ich hatte bis jetzt immer gedacht: Sie müssen ja was Gutes an sich haben. Aber das stimmt nicht! Mein "Vater" ist vollkommen gefühllos, er hatte es von meiner Tochter erfahren, und als ich ihm telefonisch zum Geburtstag gratulieren wollte, da meinte er tatsächlich: "Hast du denn auch Geld für deine Beerdigung zurückgelegt? Nicht dass andere noch für dich zahlen müssen!"

Natürlich war ich platt. Ich sagte ihm, dass das wohl meine geringste Sorge wäre und dass, falls es wirklich nicht reichen sollte, Iggy für mich einspringen würde. Dann beendete ich das Gespräch. Trotzdem kam zwei Wochen später "Mutter" angereist. Sie nahm mich nicht in den Arm, sie fragte nicht, wie es mir geht. Aber trotzdem erwartet sie, dass ich sie anrufe. Sie liest gerne "Mutter-Kind-Kitsch-Romane", aber die einzige Mutter ist und war sie für meinen jüngeren "Bruder". Vielleicht liegt es daran, dass er ein Junge ist und Iggy und ich nur Mädchen.

Ansonsten führe ich ein ganz normales Leben, verbringe viel Zeit mit Freunden und mit meiner Tochter und meinen Enkeln. Und meine "Mutter" wird mich wohl erst bei meiner Beerdigung wiedersehen. Das ist wieder ein Grund zum Weinen. Es ist alles nicht fair!

Sonntag, 5. August 2007

Großstadtkind

Der Vogel saß immer noch an der selben Stelle. Er sah zerrupft aus, hatte nur noch wenige Schwanzfedern, und seine Augen waren trübe. Oder waren die Augen bei Vögeln immer trübe? Sie stellte ihm ein Schälchen mit Wasser vor den Schnabel. Er bewegte sich nicht, aber ein paar lose Flaumfedern umzitterten seinen Kopf und täuschten eine gewisse Bewegung vor.

Warum starb er nicht oder hatte wenigstens den Anstand wegzugehen? In das Gebüsch vielleicht. Aber nein, er saß bewegungslos da, und sogar die Fliege, die sich auf seinem Rücken niedergelassen hatte, störte ihn nicht. Konnte es sein, dass die Fliege ihm bei lebendigem Leibe Eier in irgendwelche Wunden legen würde? Das wäre zu grausam. Aber was machen? Ihn wieder der Katze überlassen, die ihn langsam aber sicher zu Tode quälen würde? Nein, nicht das!

Der Mann hatte eine abstruse Idee. Er lud seine alte Luftpistole und schaute sie dann fragend an...

"Willst du ihm den Kopf wegblasen?" fragte sie entsetzt. "Nimm doch einfach einen Spaten und..."

Das wollte er aber auch nicht und schaute weiter das Autorennen im Fernsehen.

Mittlerweile hatte der Vogel sich minimal bewegt und seinen Schnabel in das Wasser getunkt. Aber trotzdem änderte sich nichts an seinem hoffnungslosen Zustand.

Ich bin so feige, dachte sie. Ich bin ein verzärteltes Großstadtkind, das den Tod nicht sehen kann. Eine Maus konnte ich zwar töten, mit einem Schuh erschlagen, aber bei diesem Vogel kann ich es nicht...

Eine Stunde später tötete Mann den Vogel mit einem einzigen gezielten Kopfschuss.

Die Luftpistole mit den geladenen Stahlkugeln war nicht besonders laut, sehr unspektakulär - aber effektiv.

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Dort gibt es (natürliche kostenlose) Bücher von mir:




Mal was anderes...

Neue Ausschnitte aus LOVE GAMES (wird bearbeitet) Robert und ich ...
Wir hatten wundervolle Wochen im Januar. "Sniff 'n' The Tears" hörten wir, während wir uns liebten. Und er war ein guter Liebhaber.
"Men at work" waren fantastisch! Und "The Smiths", die waren ganz besonders gut.
Wir hatten auch gemeinsame Interessen, zum Beispiel Science-Fiction. Robert meinte, ich wäre die einzige Frau - unter seinen Exlieben - die Science-Fiction liest. Vermutlich kennt er nicht viele Frauen, aber wir haben gerne Bücher mit Kurzgeschichten ausgetauscht. Er kam mit Heinlein an - und ich mit Dick. Eigentlich mag ich beide, wobei Heinlein natürlich ultrakonservativ ist - und Dick mir manchmal zu mystisch daherkommt.
Ich war zufrieden.
Aber so richtig verliebt bin ich nicht in Robert. Da fehlt was, ich weiß nicht, was es ist. Aber da fehlt einiges, und auf Dauer wird das mit uns nicht klappen.
Trotzdem bleibe ich bei ihm. Ich brauche das, um die Trennung von Parker zu überstehen. Robert hat viele Macken. Ich weiß natürlich, dass ich noch viel mehr Macken habe als er. Deswegen bleibe ich auch bei ihm. Wegen meiner Macken oder wegen der Trennung von Parker? Es ist nur die Trennung, der ich hintertrauere - und nicht Parker, um Himmels Willen! Es geht nur um mein altes bequemes Leben: Nichts hören, nichts sehen, nichts fühlen ...
Ein paar Wochen später im grimmig kalten Februar wird es allmählich stressig mit Robert. Irgendwie scheint er zu spüren, dass ich nicht mehr in ihn verliebt bin. War ich jemals in ihn verliebt? Ich weiß es nicht. Und obwohl die Nächte mit ihm recht geil sind – er ist super gut im Bett und das weiß er auch – sind die Tage öde, ich langweile mich, es liegt nicht an ihm, er ist intelligent und lieb, er lädt mich öfter zum Essen ein, griechisch meistens, und das finde ich schwer erotisch, es gibt mir ein irres Gefühl, von einem Mann mit dem ich schlafe, zum Essen eingeladen zu werden. Das habe ich in den letzten Jahren so nicht erfahren. Nach dem Essen bin ich allerdings so satt, dass ich fast nie Lust habe, mit ihm zu schlafen. Ich dulde es nur. Und da stimmt was nicht. Auch unsere gemeinsame Liebe zur Science-Fiction kann das nicht reparieren. Schade ...
Was kann man auch groß von einer arrangierten Beziehung erwarten?


Alle meine blöden Romane sind übrigens H I E R

Holidays in Kampodia

ALLES FERTIG!
KAPITEL X - Ausschnitt:
Glaubsalz Version 17* abgekürzt auch GS17 genannt, ist eine neue revolutionäre Substanz, die es ermöglicht, Menschen auch gegen ihre ursprüngliche Meinung dauerhaft von einem anderen Glauben zu überzeugen.
Im Augenblick besitzt das GS17 noch eine Halbwertszeit von vier Jahren. Das bedeutet, dass sich nach vier Jahren die Hälfte des GS17 zersetzt hat und die verbliebene Hälfte nur noch eingeschränkt auf den Probanden einwirkt. Man arbeitet aber an einer gesteuerten Halbwertszeit des GS17.
Gedanken darüber, wie man eine breitere Öffentlichkeit mit dem GS17 erreichen kann, werden zur Zeit erörtert und diskutiert von einem wissenschaftlichen Expertenteam. Man denkt zum Beispiel an die Verbreitung des GS17 im Trinkwasser, um danach durch gezielte unterschwellige Werbung im TV die bestmöglichste und effektivste Wirkung zu erreichen.
Anwendungsbereiche: Im politischen, geschäftlichen, sowie auch im privaten Bereich.
Nebenwirkungen: Keine
Nachteile: Gewisse Kältegrade können die komplizierte molekulare Struktur des GS17 zerstören. Diese Gefahr kann aber vernachlässigt werden, weil die Überlebenschancen gering sind (eintretender Tod oder Fehlfunktion = 80%).
Fazit: GS17 wird kontinuierlich weiterentwickelt, zumal ein großer Bedarf danach besteht (Beispiel: Präsidentschafts- oder sonstige politische Wahlen)
Ein weiterer Bedarf besteht auch bei den großen Kirchen in diesen Zeiten der schwindenden Gläubigen. Der Vatikan hat schon großes Interesse signalisiert.
Unsere Geschäftspolitik ist erfolgreich, und unsere Devise hat sich bestätigt: Nur wer‘s glaubt, ist selig...
*Es besteht keine Ähnlichkeit mit dem harmlosen Abführmittel Glaubersalz.
(Auszug aus einem hochgeheimen Bulletin der FIRMA)

Fortsetzung folgt, aber nicht mehr in diesem Theater, sondern dort:
Was geschah und geschehen wird und fertig ist...

Recent Visitors... ist leider übern Jordan gegangen. Schade drum, es war schön zu sehen, wie die Welt bei mir vorbei schaute...

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