TOPP, die Wette... Teil 12

Samstag ganz spät am Abend

Sie holt tief Luft, als sie erkennt, wer da hinter ihr steht.
Es ist Chris.
„Was willst du hier?“ fragt sie, und ihre Mundwinkel zittern wieder.
„Ich hab’ doch gesagt, dass ich komme. Wo warst du? Und was ist eigentlich los?“
„Ich muss mit dir reden“, sagt Irma kraftlos und schließt die Tür auf. Chris folgt ihr und geht wortlos ins Wohnzimmer.
Irma holt sich ein Handtuch aus dem Bad und frottiert ihre Haare, damit sie wenigstens wieder gucken kann. Dann schlendert sie ganz langsam ins Schlafzimmer, knöpft umständlich das nasse Kleid auf und lässt es zu Boden fallen. Die aufgeweichten Stoffturnschuhe sind schwerer loszuwerden, und ihre langen nassen Senkel lassen sich kaum lockern. Dadurch gewinnt sie viel Zeit, und das ist gut. Aber die aufregenden roten Dessous, die jetzt ekelhaft nasskalt an ihrem Körper kleben, wird sie schnell los. Zu schnell…
Ihre Augen sind immer noch nass, obwohl sie sich die Haare frottiert hat. Oder sind sie wieder nass? Irma beißt sich auf die Lippen.
Sie öffnet den Kleiderschrank und greift wahllos hinein. Ein Slip, ein weites graues T-Shirt und bequeme Jazz Pants... Sie zieht sich schnell an – sie hat Angst, Chris könnte hereinkommen und sie nackt und verletzlich sehen, und das will sie nicht.
Dann verlässt sie nach kurzem Zögern das Schlafzimmer. Es muss sein, obwohl sie sich davor fürchtet.

Sie geht ins Wohnzimmer, wo Chris am Fenster steht und sie erstaunt anblickt, als sie sich auf den Sessel setzt und nicht auf das Sofa wie normalerweise. Irma schaut nach unten und betrachtet ratlos ihre nackten Füße. Sie sehen so aufgeweicht aus.
„Was ist los, Irma?“
Irma stöhnt auf und hält sich die Hände vors Gesicht. Es ist so weit. Und so schnell, es gibt keine Schonfrist mehr. Sie will es eigentlich ja gar nicht, aber es muss wohl sein – und es wird weh tun.
„Ich kann das nicht mehr!“ sagt sie.
„Ja was denn?“ Seine Stimme klingt bestürzt.
„Das was wir machen.“ Irma spricht zuerst stockend, aber dann bricht es aus ihr heraus: „Es ist nicht gut für mich. Ich gehe kaputt dabei. Ich habe gedacht, es geht, aber jetzt weiß ich, ohne Gefühle ist das alles nichts!“
Er starrt sie betroffen an und sagt dann: „Du willst also Schluss mit mir machen?“
„Schluss machen?“ murmelt sie mit gesenktem Kopf vor sich hin. „Nicht wirklich. Es hat ja nie richtig angefangen. Wie kann man da Schluss machen? Aber ist ja auch egal, von mir aus will ich Schluss machen. Ich will anders leben, ich möchte, dass mich irgendwann jemand richtig liebt...“ Sie macht eine Pause und redet dann schnell weiter: „Und ich möchte, dass ich auch jemanden richtig lieben kann. Und ich will ihm vor allem vertrauen können.“ Sie blickt kurz von ihren Füßen weg und zu Chris hin, und sie kann es kaum ertragen, aber trotzdem muss sie ihn anschauen.
Wieder kommen ihr die Tränen, und sie versucht krampfhaft, sie zurück zu halten. „Das alles kann ich bei dir nicht.“ stößt sie endlich mühsam hervor.
Chris sagt eine ganze Weile nichts. Er sieht fassungslos aus, und so kennt sie ihn gar nicht. Dann fängt er leise an zu reden.
„Ich kann dich verstehen. Und wenn du meinst, es geht nicht, dann muss ich das akzeptieren. Aber bevor ich gehe, möchte ich dir eine Geschichte erzählen.“
„Warum?“ fragt Irma gequält. Er soll besser sofort gehen, sonst wird sie es sich noch anders überlegen.
„Du solltest es wissen.“ Auch Chris’ Stimme klingt gequält, während er nervös hin und her läuft.
Irma schließt wieder die Augen. Sie will ihn nicht sehen, denn wenn sie ihn sieht, wird sie vielleicht schwach werden.
„Es war einmal ein Mann, der hatte einiges erlebt. Er war ziemlich arrogant und bildete sich eine Menge darauf ein, wie gut er die Frauen kannte. Er wusste, wie man sie anmacht und hatte immer Erfolg damit. Aber irgendwann machte es ihm keinen richtigen Spaß mehr, alles war schal geworden, alles war berechenbar, alles war immer gleich... Er verspürte instinktiv den Wunsch, sein Leben zu ändern, aber er hatte absolut keine Ahnung, wie er das tun sollte. Also machte er weiter wie bisher.“
Irma hört seine Worte, aber sie ergeben keinen Sinn.
„Dann eines Nachts sah er in einer Kneipe eine junge Frau, die ihn irgendwie faszinierte. Sie stand ganz alleine an der Tanzfläche und war in Gedanken versunken. Frisch getrennt, stellte er automatisch fest, denn mit Beziehungen kannte er sich gut aus, obwohl er dabei immer nur Zuschauer gewesen war. Diese Frau fühlte sich einsam und sehnte sich mit Sicherheit nach ein bisschen männlicher Gesellschaft. Und natürlich nach mehr... Sie war die ideale Beute.
Und tatsächlich ließ sie sich ohne weiteres von ihm ansprechen. Er entdeckte belustigt, dass er sich sehr von ihr angezogen fühlte, sie war interessant und witzig, sie war so überaus lebendig – und sie lachten beide über die gleichen Sachen...
Man ging zu ihr nach Hause, und dann kam der Schlag: Auf ihrem Türschild stand noch ein anderer Name, ein Männername. Das ärgerte ihn maßlos, und er war schockiert über sich selber. Normalerweise war es ihm egal, wenn seine Eroberungen mit anderen Männern liiert waren, er fand es sogar bequemer, denn dann würden sie ihm nicht hinterherlaufen. Und aus dem gleichen Grund nahm er auch generell keine Frau in seine Wohnung mit.
Aber dieses Mal war er unglaublich sauer. Das verdammte Türschild ging ihm nicht aus dem Sinn und diktierte sein Verhalten. Er verhielt sich daraufhin wie der Arsch, der er eigentlich war und der sie nur ins Bett kriegen wollte, um danach abzuhauen, ohne sich jemals wieder bei ihr zu melden.“

Irma hört zerstreut zu, es kommt ihr vage bekannt vor, bis auf das Türschild. Was hat er mit dem Türschild? Aber das ist jetzt egal, er wird bald aus ihrem Leben verschwinden. Wie wird es wohl sein, wenn er nicht mehr da ist? Trostlos wahrscheinlich und öde.
Wieso hat sie sich noch nie Gedanken darüber gemacht, dass es einmal aus sein könnte? Nein, sie war so stur, sie hat ihr Ding durchgezogen auf Teufel komm raus. Vielleicht wenn sie ein bisschen netter zu ihm gewesen wäre... Ach Irma, das ist doch jetzt egal, es ist gelaufen, und es ist nicht mehr zu ändern.

Ende Teil 12 © Iggy 2008

Mittlerweile ist es fertig, und es entwickelt sich zu einem ganzen Zyklus, zu lesen DORT>>>
punctum - 17. Sep, 13:33

Das lässt auf ein angenehm positives Ende hoffen... Ich lasse mich überraschen :-)

Iggy - 17. Sep, 15:54

... und deswegen werde ich jetzt auch nix weiter sagen... ;))
antworten
punctum - 18. Sep, 15:11

... immer diese Künstlerpausen... :-))) (fingertrommel)
antworten
Iggy - 18. Sep, 16:18

das schweigen der künstler...
ich seh bloß keinen... *gg*
antworten

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Dort gibt es (natürliche kostenlose) Bücher von mir:




Mal was anderes...

Neue Ausschnitte aus LOVE GAMES (wird bearbeitet) Robert und ich ...
Wir hatten wundervolle Wochen im Januar. "Sniff 'n' The Tears" hörten wir, während wir uns liebten. Und er war ein guter Liebhaber.
"Men at work" waren fantastisch! Und "The Smiths", die waren ganz besonders gut.
Wir hatten auch gemeinsame Interessen, zum Beispiel Science-Fiction. Robert meinte, ich wäre die einzige Frau - unter seinen Exlieben - die Science-Fiction liest. Vermutlich kennt er nicht viele Frauen, aber wir haben gerne Bücher mit Kurzgeschichten ausgetauscht. Er kam mit Heinlein an - und ich mit Dick. Eigentlich mag ich beide, wobei Heinlein natürlich ultrakonservativ ist - und Dick mir manchmal zu mystisch daherkommt.
Ich war zufrieden.
Aber so richtig verliebt bin ich nicht in Robert. Da fehlt was, ich weiß nicht, was es ist. Aber da fehlt einiges, und auf Dauer wird das mit uns nicht klappen.
Trotzdem bleibe ich bei ihm. Ich brauche das, um die Trennung von Parker zu überstehen. Robert hat viele Macken. Ich weiß natürlich, dass ich noch viel mehr Macken habe als er. Deswegen bleibe ich auch bei ihm. Wegen meiner Macken oder wegen der Trennung von Parker? Es ist nur die Trennung, der ich hintertrauere - und nicht Parker, um Himmels Willen! Es geht nur um mein altes bequemes Leben: Nichts hören, nichts sehen, nichts fühlen ...
Ein paar Wochen später im grimmig kalten Februar wird es allmählich stressig mit Robert. Irgendwie scheint er zu spüren, dass ich nicht mehr in ihn verliebt bin. War ich jemals in ihn verliebt? Ich weiß es nicht. Und obwohl die Nächte mit ihm recht geil sind – er ist super gut im Bett und das weiß er auch – sind die Tage öde, ich langweile mich, es liegt nicht an ihm, er ist intelligent und lieb, er lädt mich öfter zum Essen ein, griechisch meistens, und das finde ich schwer erotisch, es gibt mir ein irres Gefühl, von einem Mann mit dem ich schlafe, zum Essen eingeladen zu werden. Das habe ich in den letzten Jahren so nicht erfahren. Nach dem Essen bin ich allerdings so satt, dass ich fast nie Lust habe, mit ihm zu schlafen. Ich dulde es nur. Und da stimmt was nicht. Auch unsere gemeinsame Liebe zur Science-Fiction kann das nicht reparieren. Schade ...
Was kann man auch groß von einer arrangierten Beziehung erwarten?


Alle meine blöden Romane sind übrigens H I E R

Holidays in Kampodia

ALLES FERTIG!
KAPITEL X - Ausschnitt:
Glaubsalz Version 17* abgekürzt auch GS17 genannt, ist eine neue revolutionäre Substanz, die es ermöglicht, Menschen auch gegen ihre ursprüngliche Meinung dauerhaft von einem anderen Glauben zu überzeugen.
Im Augenblick besitzt das GS17 noch eine Halbwertszeit von vier Jahren. Das bedeutet, dass sich nach vier Jahren die Hälfte des GS17 zersetzt hat und die verbliebene Hälfte nur noch eingeschränkt auf den Probanden einwirkt. Man arbeitet aber an einer gesteuerten Halbwertszeit des GS17.
Gedanken darüber, wie man eine breitere Öffentlichkeit mit dem GS17 erreichen kann, werden zur Zeit erörtert und diskutiert von einem wissenschaftlichen Expertenteam. Man denkt zum Beispiel an die Verbreitung des GS17 im Trinkwasser, um danach durch gezielte unterschwellige Werbung im TV die bestmöglichste und effektivste Wirkung zu erreichen.
Anwendungsbereiche: Im politischen, geschäftlichen, sowie auch im privaten Bereich.
Nebenwirkungen: Keine
Nachteile: Gewisse Kältegrade können die komplizierte molekulare Struktur des GS17 zerstören. Diese Gefahr kann aber vernachlässigt werden, weil die Überlebenschancen gering sind (eintretender Tod oder Fehlfunktion = 80%).
Fazit: GS17 wird kontinuierlich weiterentwickelt, zumal ein großer Bedarf danach besteht (Beispiel: Präsidentschafts- oder sonstige politische Wahlen)
Ein weiterer Bedarf besteht auch bei den großen Kirchen in diesen Zeiten der schwindenden Gläubigen. Der Vatikan hat schon großes Interesse signalisiert.
Unsere Geschäftspolitik ist erfolgreich, und unsere Devise hat sich bestätigt: Nur wer‘s glaubt, ist selig...
*Es besteht keine Ähnlichkeit mit dem harmlosen Abführmittel Glaubersalz.
(Auszug aus einem hochgeheimen Bulletin der FIRMA)

Fortsetzung folgt, aber nicht mehr in diesem Theater, sondern dort:
Was geschah und geschehen wird und fertig ist...

Recent Visitors... ist leider übern Jordan gegangen. Schade drum, es war schön zu sehen, wie die Welt bei mir vorbei schaute...

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